TEXTE ZU BAKOS TAMÁS

Zwischen Vogelfreiheit und Kunstmarktzwang:

Bakos Tamás - ein Österreichisch-ungarisches Märchen

Robert Sommer

 

Manchmal nimmt das Leben märchenhafte Züge an. Dreizehn Jahre lang hat Bakos Tamás, geboren 1976, in den Straßen und Unterführungen der ungarischen Hauptstadt gelebt. Ein Galerist aus Wien staunte über die Qualität und den Umfang des Oeuvres. Seither hat Budapest einen Obdachlosen weniger.

 

Der Künstler, Ausstellungskurator, Kunst- und Medientheoretiker Peter Weibel vertrat im Kulturjournal des ORF die Meinung, dass die Mehrheit der Künstler und Künstlerinnen "Komplizen des Marktes" seien. Für Bakos Tamás – den Maler, der aus dem Abseits kam – trifft das zu und gleichzeitig auch ganz und gar nicht.

Komplize ist er, weil er die Mechanismen des Kunstmarkts benutzt, in den ihn – seit er in diesem Winter in Wien entdeckt wurde – alle Freunde gutgemeint hineindrängten. Die Verantwortlichen seiner "Apotheose": seine seit geraumer Zeit in Wien lebende Schwester Anna, der Verleger und Alte Schmiede-Chef Walter Famler und der afrikanische Galerist Benedict Onyemenam, der mitten in der City seine Galerie Herz von Afrika betreibt und deren Keller dem Ungarn einige Zeit als provisorisches Atelier zur Verfügung stand.    weiterlesen.........

 

 

Kerberos an der Pforte des Wahns

Ilija Trojanow

 

Alles, was wir nicht begreifen können, nennen wir Wahn und meinen es dadurch in die Verständlichkeit zu bannen. Das ist der „Sinn“ in „Wahnsinn“, jene durch unsere Haltung (und Terminologie) bedingte Ghettoisierung. Seit es den Staat gibt, gilt der Einzelne, der den Konventionen einen vermeintlich verzerrten Spiegel vorhält, in dem der Wahn der real existierenden Ordnung sichtbar wird, als gefährlich. Also muss er/sie an den Rand gedrängt oder gar ausgesondert werden.

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Aufgesprudelte Bildwelten

Gedanken zur unkonventionellen und sinnlichen Malerei von Bakos Tamás

Martin Behr

 

 

Die weiße Stirn geht direkt in die Nasenpartie über. Mund, Augenbrauen und Teile des Auges haben gelbe Akzentuierungen, was wiederum mit dem Schwarz der Haare und den grün gemalten Teilen des Gesichtes kontrastiert. Ein Mann mit offenbar exzentrischer Frisur blickt einem frontal entgegen, das Antlitz franst an seinen Rändern in dynamische Pinselhiebe aus, der aus dem Bildgeviert scheinbar herauswachsende Kopf ist von fleckenhaften Farbnebeln umgeben. Das von Bakos Tamás gemalte Porträtbild ruft einige Assoziationen hervor: Es erinnert etwa an die Expressivität des Komponisten und malerischen Laien Arnold Schönberg ebenso wie an die heftigen Bilder, die in der Zeit der „Neuen Malerei in Deutschland“ ab Ende der 1970er-Jahre gemalt wurden. Ist das nun ein (Alp-)Traumbild? Eine Vision? Ein Produkt der Fantasie, aufgesprudelte Bildwelten aus dem Unterbewussten oder eine spontane, exzentrische Umformung der ihn umgebenden Realität?

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